Wichtige Hinweise für die Abkauübungen:

Was man unbedingt beachten sollte:


 

Wie bereits angedeutet modulieren wir mit dieser Übung den Spannungszustand des Pferdes über mehrere myofaszialen Ketten, welche sich alle im Maulbereich des Pferdes treffen. Die Frage ist natürlich, warum sich die Ketten im Ungleichgewicht befinden. Dies kann viele Gründe haben und einige Beispiele möchte ich hier aufführen, wobei ich mit der problematischsten Möglichkeit beginne.

 

1. Eine notwendige Schutzspannung:

Es ist immer möglich, das Pferde eine Schutzspannung aufbauen, um sich akut vor bestimmten Bewegungen zu schützen. Solche Pferde haben schon oft Probleme, im Stand locker abzukauen. Nach dem Anhalten wird es schlimmer, da sie direkt aus der Bewegung kommen. In der Bewegung bleiben sie fast immer stehen, sobald sie kauen müssten und zeigen oft massiven Widerstand.

Aus diesen Gründen erlauben wir auch das Anhalten und jeden noch so langsamen Gang. Eine kleine Bewegung wird angefragt, aber nicht über Druck erzwungen. Pferde, die nicht in diese 1. Kategorie gehören, sind zu Anfang eventuell etwas irritiert und bleiben deshalb stehen. innerhalb kürzester Zeit in einer einzigen Einheit kriegen sie aber den Dreh raus und werden besser.

Massiver Widerstand und keine Besserung der Übung können also auf eine solche Schutzspannung hindeuten, die man ernst nehmen sollte. An diesem Punkt ist es dann aber auch Zeit, nachdenklich zu werden.  Es wäre hier ein Fehler, einfach mit der Übung aufzuhören, aber ansonsten weiterzumachen wie man es gewohnt ist. Solches Verhalten ist eine dringende Bitte des Pferdes, etwas zu verändern.

 

2. falsche koordinative Muster:

Nicht jede Fehlspannung ist eine Schutzspannung. Da Pferde nicht zum Tragen des Menschen gemacht sind, passiert es sehr oft, dass sie sich ein Tragemuster angewöhnen, welches zwar funktioniert, aber nicht ideal ist. Hier ist die Übung sehr gut geeignet, solche Muster aufzulösen, wobei man direkt im Anschluss an die Übung ein neues Stabilitätsmuster anbieten sollte. Im Fall der Challenge ist es das Spiel mit den Frequenzen, damit das Pferd lernt, flexibler beide myofaszialen Ketten im Wechsel zu nutzen. Der leicht erhöhte Takt mit langen (!), aber angehobenen Hals spannt das tensegrale System auf. Es ist ein Merkmal eines biotensegralen Systems, dass eine leicht erhöhte Spannung stabilisierend wirkt.

 

Auch hier darf man sich die Frage stellen, ob das eigene Reiten die Ursache für Fehlspannungen sein könnte. Dies könnte zum Beispiel der Fall sein, wenn man das Pferd schon lange besitzt und nichts am Reiten geändert hat und auch der Osteopath immer wieder anrücken muss für die gleichen Probleme.  Es kann aber auch gut sein, dass mal als Käufer eines Pferdes diese Muster geerbt hat.

Die Abkauübung besonders in Bewegung ist also ebenso ein Diagnosemittel, selbst wenn man nicht damit trainiert. Entwickelt sich das Pferd in die richtige Richtung, so sollte das Abkauen immer einfacher werden oder von alleine kommen. Wird es hingegen schlechter, nun ja...

 

 

3. Alte Schutzspannungen:

Es ist bekannt, dass  Schonhaltungen und entsprechende Schutzspannungen in Bewegung erhalten bleiben, selbst wenn die Ursache beseitigt wurde. Eine Verletzung ist dafür ein typisches Beispiel. Auch hier kann die Übung helfen dem Pferd zu vermitteln, dass die gemiedene Bewegung nicht mehr weh tut und sich das Fasziensystem langsam anpassen kann.  Auch hier ist es wichtig, dem Pferd wirklich Zeit zu geben, sich mit diesen Bewegungen anzufreunden und nichts zu erzwingen.

 

 

Fazit:

Es besteht kein Grund, Angst vor dieser Übung zu haben. Allerdings möchte ich anraten, sich wirklich an die "Regeln" zu halten und vor allem Rückschlüsse daraus zu ziehen, wenn starke und/ oder langanhaltende Widerstände auftauchen. Und dann entsprechend zu handeln. Wir geben dem Pferd die Möglichkeit, sich anders zu bewegen, wir erzwingen diese Bewegung nicht. Dies sollte übrigens auch für jede Lektion gelten, jeden Seitengang, Galoppwechsel etc. Die Challenge ist also eine wunderbare Möglichkeit, die Arbeit mit dem Pferd auf eine andere Plattform zu stellen.

 

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